25 Jahre lang leitete Pater Wolfgang Worsch SDS die Pfarre St. Michael. Er hatte den besonderen Auftrag erhalten, sich um die Seelsorge besonders der Künstlerinnen und Künstler des nahe gelegenen Burgtheaters zu kümmern. So gründete er den „Aschermittwoch der Künstler“, wöchentliche Treffen zum Austausch und Zusammenhalt.
Pater Wolfgang Worsch SDS
Pfarrer von St. Michael 1977 bis 2002
Habsburgergasse 12
1010 Wien
Höhepunkte in seiner Amtszeit:
- der „Aschermittwoch der Künstler“
- die Restaurierung der „Sieberorgel“
Nachruf
Im siebzigsten Jahr seiner Priesterweihe verstarb P. Wolfgang Worsch, „ein sehr eifriger, wacher, vielseitig interessierter, selbstbewusster und kritischer Mensch und Seelsorger, der mutig auch neue Wege der Vermittlung des Glaubens ging und vielen Menschen dadurch einen zeitgemäßen Zugang eröffnete.“1
Nach der Heimkehr aus dem Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) studierte P. Wolfgang Geschichte, Deutsch und Kunstgeschichte in Wien, wo er mit den Salvatorianern in Kontakt kam und fortan in der Michaelerkirche ministrierte. Allmählich reifte ihn ihm der Wunsch, in die Gesellschaft des Göttlichen Heilandes einzutreten und Priester zu werden. Nach seinem Noviziat, das er am Hamberg verbrachte, und dem Ablegen seiner 1. Profess studierte P. Wolfgang an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wo er 1953 in der Lateranbasilika zum Priester geweiht wurde.
Zurück in Österreich wirkte er zunächst als Kaplan in Wien-Favoriten und in Wien-Mariahilf, wo er unter anderem Religion unterrichtete. 1965 übernahm er als Pfarrer die Leitung der Apostelpfarre im 10. Wiener Gemeindebezirk, eine Aufgabe, die er ganz im Sinne des II. Vatikanischen Konzils erfüllte, wofür er nicht nur viel Anerkennung erfuhr, sondern auch mit dem Titel des Erzbischöflichen Geistlichen Rates ausgezeichnet wurde.
1977 übernahm P. Wolfgang die Innenstadtpfarre St. Michael, und wurde von Franz Kardinal König zum Künstlerseelsorger von Wien ernannt. In dieser Funktion schuf P. Wolfgang viel Neues und Wegweisendes – stellvertretend sei an dieser Stelle der Aschermittwoch der Künstler genannt –, wovon die Michaelerkirche als historisches Gebetshaus und ihr Ruf als zeitgenössischer Ort der Begegnung bis heute zehren. – Ein Jahr vor seinem Ruhestand (2002) erhielt P. Wolfgang für seine Leistungen als Künstlerpfarrer das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.
Während seiner letzten zwei Lebensjahrzehnte lebte P. Wolfgang im Kolleg St. Michael und feierte an den Sonn- und Feiertagen den Gottesdienst mit der hier ansässigen Pfarrgemeinde; zudem „war er sehr belesen, liebte […] die schönen Künste und genoss die aufbauenden Dinge des Lebens in geistiger Frische bis ins hohe Alter.“1
Seinen 95. Geburtstag (2021) konnte P. Wolfgang noch bei guter Gesundheit und im Kreise seiner Mitbrüder begehen; erst seine letzten fünf Lebensmonate verbrachte er im Pflegehaus St. Barbara in Wien, wo er schließlich, am Vorabend des Dreifaltigkeitsfestes, sein langes und reichhaltiges Leben friedlich in Gottes Hände zurücklegte.
In seinem Testament schrieb er zusammenfassend: „Es tut mir leid, wenn ich nicht immer ein gutes Beispiel gegeben habe. Ich verzeihe allen, die mir nicht gut gesinnt waren und mich kränkten. Ich bin im Frieden.“1
Quelle: Wien I, St. Michael, Archiv der Österreichischen Pro-Provinz der Salvatorianer